Sam Francis

Untitled, 1984

106.7 X 73 inch

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Eva Claessens: Eine unerschütterliche Leidenschaft für Kunst und den menschlichen Körper

Eva Claessens: An Unwavering Passion for Art and the Human Form

Von Nana Japaridze

Aus ihrem friedlichen Garten in Uruguay setzt die belgische Künstlerin Eva Claessens eine künstlerische Reise fort, die schon in ihrer Kindheit begann. Weltweit bekannt für ihre ausdrucksstarken Gemälde, Skulpturen und Mixed-Media-Arbeiten, erforscht sie in jeder Schaffensphase das fragile Gleichgewicht zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers. Nachfolgend finden Sie eine überarbeitete Fassung eines Gesprächs mit Eva, in dem sie über ihr Leben, ihre Inspirationsquellen und ihre künstlerische Vision spricht.

Kurze Biografie

Eva Claessens wurde 1971 in Belgien geboren und entwickelte schon sehr früh die feste Überzeugung, Künstlerin zu werden. Obwohl ihre Eltern wünschten, dass sie zunächst ein Diplom erwirbt, blieb sie ihrer Leidenschaft für die Malerei treu. Mit achtzehn Jahren zog sie nach Italien, um an der Accademia dell’Arte in Perugia zu studieren und im Atelier des Malers Romano Stefanelli zu arbeiten.

Im Laufe der Jahre führten sie ihre künstlerischen Projekte in die verschiedensten Teile der Welt: in die USA, nach Jamaika, Israel, Indien und schließlich nach Uruguay, wo sie heute lebt und arbeitet. In jedem Land verfeinerte Eva ihre Herangehensweise an Farbe, Form und Technik. Ihre Werke beschäftigen sich oft mit dem menschlichen Körper – häufig in seiner verletzlichsten, nackten Form – um flüchtige Emotionen, Zärtlichkeit, Kraft und Verbundenheit auszudrücken.

Ein Gespräch mit Eva Claessens

 

- Was hat Sie dazu bewogen, sich schon in so jungen Jahren der Kunst zu widmen?


— Mit vier oder fünf Jahren stand für mich fest: „Ich werde malen!“ – wie Kinder eben sagen, dass sie später Astronautin oder Tänzerin werden wollen. Ein Plan B kam nie infrage. Mit elf Jahren besuchte ich mit meinen Eltern das Vasarely-Museum in der Provence (Frankreich). Dort wurde mir klar: „Ja, das ist möglich!“


Meine Eltern wollten, dass ich zuerst ein Diplom erhalte, doch ich war fest entschlossen, meiner Berufung zu folgen. Wenige Tage nach meinen Abschlussprüfungen ging ich nach Italien, wo ich ein Jahr lang als Modell in einem Maleratelier arbeitete. Dort lernte ich Italienisch, studierte an einer Kunstakademie in Perugia und schaute nie mehr zurück.

 

- Sie haben in Belgien, Italien, Frankreich und jetzt in Uruguay gelebt und gearbeitet – und auch in anderen Ländern. Wie haben diese verschiedenen Kulturen Ihre künstlerische Vision beeinflusst?


— Es geht weniger um Farben oder Stilrichtungen, die ich aus jedem Land mitnehme, als um meine persönliche Suche nach Freiheit. Ich möchte in meinem Leben und in meiner Kunst ganz ich selbst sein. Das Wohnen in unterschiedlichen Ländern ist Teil dieser Suche. Es geht nicht darum, bestimmte lokale Traditionen zu übernehmen, sondern Orte zu finden – oft mitten in der Natur –, an denen ich mich frei fühle, zu experimentieren und zu schaffen.

- Ihre Werke werden oft als Momentaufnahmen flüchtiger Gefühle und alltäglicher Empfindungen beschrieben. Wie übertragen Sie solche Eindrücke in Ihre Gemälde und Skulpturen?
 

— Für mich steht die intensive Verbindung im Mittelpunkt: wie ein tiefes Gespräch mit einer guten Freundin oder dieses Kribbeln im Bauch, wenn man etwas Schönes in der Natur sieht. Ich beginne meist mit ein paar schnellen Linien, wenn ich meine Modelle beobachte, um diese unmittelbare emotionale Energie einzufangen. Anschließend übertrage ich diese Linien auf große Leinwände oder in dreidimensionale Skulpturen. Der Kern liegt im Moment – in der Verletzlichkeit, der Zärtlichkeit, dem Jetzt.

 

- Die Natur scheint eine zentrale Rolle in Ihrem Leben und künstlerischen Prozess zu spielen. Können Sie das genauer erläutern?


— Die Natur ist für mich unverzichtbar, nicht unbedingt als direktes Motiv (obwohl ich manchmal Blumen male), sondern als Umgebung, in der ich existieren kann. In großen Städten fühle ich mich schnell überfordert; zu viel Lärm und Hektik. In der Natur kann ich Ruhe finden und mich auf meine eigenen Gefühle konzentrieren. Diese Stille fließt in meine Arbeit ein und hält mich in Verbindung mit meinen Emotionen.

 

- Sie arbeiten immer mit lebenden Modellen anstatt mit Fotos. Wie beeinflusst das die Echtheit Ihrer Kunst?


— Wenn ich direkt vor dem Modell male, löse ich mich von meinen eigenen Gedanken. Ich achte auf Linien und Formen des Körpers, besonders auf Hände und Füße, die für mich äußerst ausdrucksstark sind. Ein Händepaar sagt oft mehr aus als ein sorgfältig arrangiertes Gesicht. Die unmittelbare Interaktion und Energie, die dabei entsteht, lässt meine Bilder und Skulpturen lebendig wirken.

- Sie verwenden verschiedene Medien – Acryl, Marmor, Bronze, Drucktechniken. Wonach entscheiden Sie, welches Medium Ihre Empfindungen am besten widerspiegelt?


— Ich plane selten etwas im Detail. Ich beginne mit einer Skizze auf Papier, übertrage sie auf die Leinwand und lasse sie sich weiterentwickeln. Manchmal füge ich Farbe hinzu, manchmal bleibt es bei Weiß, dem ich Textur oder ein Stück Stoff beifüge, das mir zufällig in die Hände fällt. Meine Skulpturen entstehen zunächst in Ton, bevor ich sie in Marmor, Bronze oder andere Materialien übertrage. Es ist ein fließender, intuitiver Prozess, weniger Kopfsache als Bauchgefühl.

 

- Viele Menschen bezeichnen Ihre Arbeiten als „unvollendet“. Warum überlassen Sie sie gern diesem offenen Zustand?


— Für mich geht es darum, einen flüchtigen Augenblick einzufangen. Würde ich jeden Strich „vollenden“ oder alles einrahmen, würde es zu starr wirken. Das Leben steht niemals still, und in der nächsten Sekunde kann sich alles ändern. Indem ich das Werk offen lasse, kann es sich in der Wahrnehmung jeder Betrachterin und jedes Betrachters weiterentwickeln.

- Reisen scheint ebenfalls ein integraler Bestandteil Ihres kreativen Prozesses zu sein. Wie beeinflusst das Ihre Kunst?


— Meine Reisen sind weniger Urlaube, sondern längere Aufenthalte von mehreren Monaten oder sogar einem Jahr. Oder ich fahre tagelang durch ländliche Regionen und übernachte in kleinen Ortschaften. Diese Ruhe, umgeben von Natur, ermöglicht es mir, meinen Kopf frei zu bekommen und mich selbst zu sammeln. Es ist kein Tourismus, sondern eine Art innere Recherche, die meine Kreativität nährt.

 

- In Ausstellungen wie „She Said Yes“ tritt Ihre Kunst mit anderen Ausdrucksformen in Dialog. Wie beeinflussen solche Kooperationen Ihre Perspektive als Künstlerin?


— Ich arbeite selten mit anderen zusammen, aber wenn, dann beispielsweise mit einer sehr engen Freundin. Das ist unglaublich bereichernd. Wir organisieren Ausstellungen, bei denen auch Musik, Tanz und Poesie zu unseren Kunstwerken hinzukommen. Dadurch verlasse ich meine Komfortzone und lade das Publikum zu einem breiteren künstlerischen Erlebnis ein.

- Wie sehen Sie die Rolle der zeitgenössischen Kunst, die persönliche und universelle Erfahrungen abbildet, und wo positioniert sich Ihr Werk?


— Ich bewege mich eher außerhalb der konventionellen Kunstwelt. Ich laufe nicht über große Vernissagen in Metropolen und verfolge keine Trends. Ich kreiere aus meinem Gefühl heraus und hoffe, dass es diejenigen anspricht, die dafür empfänglich sind. Manchmal kaufen Sammler*innen ein Werk, ohne es jemals im Original gesehen zu haben, einfach weil es sie berührt. Kunst ist eine Sprache: Sie spricht einen an oder eben nicht. Ich bin dankbar für alle Menschen, die eine Verbindung zu meinen Arbeiten spüren.

 

- Der menschliche Körper steht stets im Mittelpunkt Ihrer Kunst. Welche Bedeutung hat das für Sie?


— Er ist meine Ausdrucksform, meine Sprache. Ich bin ein sehr haptischer Mensch, rede mit Gesten, berühre Obst, bevor ich es kaufe, lege beim Gespräch gern die Hand auf den Arm einer Freundin. Dieses körperliche Bewusstsein übertrage ich natürlich in meine Malerei und Skulpturen. Besonders Hände und Füße offenbaren meiner Meinung nach viel mehr Ehrlichkeit als ein Gesicht, das sich leicht verstellen kann.

- Haben Sie neue Themen oder Techniken, die Sie erkunden möchten? Und was können wir von Ihren kommenden Projekten erwarten?


— Mich interessieren vor allem neue Materialien und Technologien in der Bildhauerei. Zum Beispiel erlaubt mir 3D-Scanning, jede Fingerabdruckspur, die ich im Ton hinterlasse, eins zu eins in Marmor zu übertragen. Ich mag diese Verbindung aus traditionellem Handwerk und moderner Technik. Bei der Malerei verläuft meine Weiterentwicklung eher organisch: Ich folge meinen Gefühlen in jeder Lebensphase.


Was Ausstellungen angeht, habe ich einiges geplant: Portugal von Oktober bis November 2025, dann ein Projekt im MACA-Museum in Uruguay von Dezember bis Februar, gefolgt von São Paulo im März–April und schließlich Château La Coste in Frankreich im Herbst 2026. Jede Schau ermöglicht einen neuen Blick auf meine fortwährende Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur.

 

- Abschließend: Wie definieren Sie Erfolg als Künstlerin und welches Vermächtnis möchten Sie hinterlassen?


— Erfolg bedeutet für mich Freiheit – die Freiheit, ehrlich zu erschaffen und mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen zu führen. Es geht mir auch darum, dass meine Werke andere berühren. Ich freue mich und fühle mich geehrt, wenn jemand sich für meine Kunst entscheidet – sei es durch eine Auftragsarbeit oder weil sie darin Hoffnung oder ein starkes Gefühl verspüren. Wenn meine Hinterlassenschaft darin besteht, jemandem einen Moment der Verbindung und Schönheit geschenkt zu haben, ist das für mich die höchste Belohnung.

Fazit

 

Die Kunst von Eva Claessens zeugt von einer unerschütterlichen Überzeugung, emotionaler Aufrichtigkeit und dem ständigen Streben nach persönlicher Freiheit. Ihre Entscheidung, stets mit lebenden Modellen zu arbeiten, und ihre offene Herangehensweise an Form und Vollendung verdeutlichen, dass Kunst – wie das Leben – ein andauernder Dialog ist und kein endgültiger Zustand.

 

Ihre kommenden internationalen Ausstellungen vertiefen diesen Dialog durch neue Materialien, Performance-Elemente und spannende Kooperationen. Während Eva weiterhin die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten des menschlichen Körpers erforscht, bleibt eines gewiss: Ihre Kunst gründet auf einer tiefen Verbundenheit mit der Natur, auf dem Glauben an die Kraft der Emotionen und auf einer unermüdlichen Suche nach kreativen Wegen.

Bevorstehende Ausstellungen

 

Der Terminkalender von Eva ist prall gefüllt: Große Ausstellungen auf drei Kontinenten sind in Planung. Merken Sie sich folgende Daten vor:

 

  • Oktober–November 2025: Einzelausstellung in Portugal
  • Dezember 2025–Februar 2026: Ausstellung im MACA-Museum in Uruguay
  • März–April 2026: Ausstellung in São Paulo, Brasilien
  • September–Oktober–November 2026: Château La Coste, Frankreich

 

Diese Ausstellungen erlauben einen tieferen Einblick in Evas andauernden Dialog mit der menschlichen Figur, der Natur und der Welt der Gefühle.

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